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Die Corona-Pandemie verlangt von uns allen Opfer. Aber es trifft immer die Leute am härtesten, die eh schon Probleme haben. In unserem Bereich, unsere Mandanten, ob in oder ausserhalb des Knastes. Wir haben versucht, hier die Besonderheiten wegen der CoronaKrise darzulegen. Vllt wird das Leben dann in dem Bereich „VERTEIDIGUNG“ für unsere Jungs und Mädels samt Anhang etwas einfacher.

Corona und Kanzlei

Wir haben je nach Inzidenz bei uns die persönlichen Gespräche in der Kanzlei auf ein wesentliches Minimum reduziert. Wir versuchen, die notwendigen Besprechungen so zu legen, dass sich die Menschen nicht – wie früher üblich – im Wartezimmer stapeln. Ist zwar gesellig gewesen, aber jetzt gefährlich für Ansteckung.  Sie können sich bei uns desinfizieren, wenn Sie ankommen. Wir mussten den Toilettenbesuch einschränken, also wenn es geht, gehen Sie vorher. Viele Besprechungen konnten wir telefonisch erledigen. Wenn Besprechung, dann mit Maske, in der Besprechung selbst haben wir Plexiglas, man sollte sich ja mal gesehen haben vor dem Termin. Händeschütteln, ja, geht leider auch nicht mehr. Wir wünschen uns so schnell wie möglich wieder einen normalen Umgang mit unseren Mandanten. Aber zum Schutz aller müssen wir da durch.

Corona und JUSTIZ

In der Justiz ist es so, dass viele Staatsanwälte im homeoffice arbeiten. Das führt leider zu Verzögerungen. Nicht in Haftsachen, aber in anderen Verfahren. Im Justizgebäude ist Maskenpflicht (FFP2). Wenn man reinkommt, muss man die Kontaktdaten angeben, und dass man fit ist. In den Verhandlungen selbst ist manchmal Maskenpflicht (mindestens FFP2), manchmal für Angeklagte bzw Zeugen Maskenbefreiung. Man sieht sonst nicht, wenn jemand lügt oder so – nachvollziehbar. Die „Öffentlichkeit“ gibts nach wie vor, die ist faktisch aber mega eingeschränkt. Früher konnte man in die Gerichtssäle rein, bis alle Plätze besetzt waren. Heute ist nur jede 2. Reihe frei, und da nur jeder dritte Platz, also, wenn da die 10-köpfige Familie mit allen Kumpels als FanClub auflaufen will und den Probanten unterstützen will im Prozess, kann es passieren, dass der größte Teil draussen bleiben muss. Und die stehen dann dumm rum, weil: Kantine ist auch nicht > is nämlich zu !!!

Corona und Haft

Die Häftlinge trifft die Corona doppelt. Zum einen sind sie ja eh eingesperrt und haben extrem eingeschränkten Kontakt nach aussen zu Angehörigen – Freunden usw. Aber: Seit Corona geht jeder intern auf eine spezielle Quarantänestation, nach Zugang. Und zwar für ca 3 Wochen. In dieser Zeit sieht er keinen ausser den Anwalt. Es gibt während der Quarantäne keinen Besuch. Anwaltsbesuch nur mit Vollscheibe, und nach Anmeldung. Das ist deshalb blöd, weil zB in Nürnberg nur ein einziges „Zimmerchen“ zu Verfügung steht, um den Mandanten in dieser ersten wichtigen Phase zu sehen. Und wenn das besetzt ist… klar! oder ? kein Besuch, auch nicht vom Anwalt. Nach den 3 Wochen kann theoretisch die Familie besuchen, natürlich Vollscheibe, ob Giftverfahren oder nicht ! Aber: Nachdem zur Zeit ALLE Besuche von der ermittelnden Polizei überwacht werden müssen (warum auch immer), die Polizei aber keine Leute hat (homeoffice (!)), finden Besuche der Angehörigen in der Corona leider nur extrem selten statt. Ausgleich dafür sollte das Telefon sein. Aber das funktioniert aus irgendwelchen Gründen auch nicht, denn es muss ja auch überwacht werden. Heisst, die Angehörigen müssen zur Polizei und dort telefonieren. Und das Telefonat muss genehmigt werden von der Staatsanwaltschaft, und es muss bezahlt werden, vom Mandanten (kein Geld > kein Fon). Wir hatten Leute verteidigt, die in 6 Monaten niemanden gesehen haben. Null Kontakt > Ein Unding ! Das ist corona – weis draussen niemand, und wir haben das Gefühl, es interessiert auch niemanden…

Hat Corona auch Vorteile???

Nun ! In jedem Prozeß, in dem die Mandanten in U-Haft waren/sind, wird gebetsmühlenartig immer wieder und wieder gesagt, ja die Haft sei ja besonders schlimm, wegen corona. Nur: gefühlt gibts da keinen Tag weniger – nicht wie bei der Anrechnung ausländischer U-Haft bei Auslieferung. Das wär mal ne Idee, dass man die Haft in Coronazeiten doppelt anrechnet – sechs Monate sitzen – 12 Monate angerechnet ! In Strafhaft gabs mal ne Zeit (in 2020), da wurden in Nürnberg kleine Strafen bis zu 6 Monaten nicht vollstreckt – vorerst ! Geschenkt wurde niemanden was. Das wird wohl auch so bleiben. Vorteile von corona? Sehen wir nicht ! Nur Nachteile – wie oben beschrieben.